Kritik Rheinische Post: von CLAUS CLEMENS
„Auslöschen! Danke." Das sind die letzten Worte in Eugene Ionescos
Einakter „Der neue Mieter". Die Farce beschreibt den Einzug eines
Herrn
mittleren Alters, der unter dem Geschwätz der Hausmeisterin
und der
schieren Masse seiner Möbel zu ersticken droht. Ein hilfloses
Ende in
einem Ballett der entleerten Worte und der Gegenstände.
In der
Inszenierung des Düsseldorfer Seniorentheaters, ab jetzt im
„JuTa" zu
sehen, ist der neue Mieter ein Herr hohen Alters. Gebeugt und
gebrechlich, aber würdig, erscheint Gerd Hendricks auf der leeren Büh-
ne. Ganz anders Gisela Lang in der Rolle der Hausmeisterin. Charmant
lockend und überaus rüstig, bietet sie dem Fremden ihren Gebäude-
tratsch
an. Im ersten Teil der von Marlin de Haan eingerichteten Fas-
sung ist
noch viel von Ionescos Groteske zu spüren. Dann aber über-
nehmen die
Lebenserinnerungen einer ganzen Truppe gut gelaunter
Amateure das
Bühnengeschehen. Aber nicht in Einzelschicksalen,
sondern als
Generationen-Stimmungen. Ionescos bedrohliches
Möbelgebirge wandelt sich
zu ei em Potpourri musikalischer Erfolge
aus früheren Jahrzehnten. Selbstironisch verhüllt mit rosaroten
Overalls und giftgrünem Innenleben, bilden die Senioren eine fidele
Möbelpacker-Bande.
Kaum haben sie sich ihrer Lastenentledigt, mahnen die
einen, frei
nach Dorthe: „Ach wärst du doch in Düsseldorf geblieben". Die
anderen
freuen sich mit Marlene Dietrich:
„Ich hab noch einen Koffer
in Berlin." Und so weiter, und so fort. Dem
pessimistischen Ende des
Stücks will man eine positive Alternative
gegenüber stellen. Das Leben,
wie auch immer es verlief, hat sich ge-
lohnt.
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